Heimat sollte eigentlich als politischer Begriff verbrannt sein, sei es in der Blut-und-Boden-Variante des NS-Regimes, als Kampfbegriff von Revisionisten, die verlorene Ostgebiete wieder zurück in die BRD holen wollen oder in der DDR, wo die sozialistische Heimat noch an deren Ende von Egon Krenz beschworen wurde.
Erst durch die CSU wurde der Begriff im 21. Jahrhundert wieder in die Politik eingeführt und der ihr treu ergebene Bayerische Rundfunk griff ihn als musikalische Kategorie wieder auf.
Aber nicht nur dort: Waren bis um die Jahrtausendwende Trachten aller Art in München selten zu sehen, zeigt sich ausgehend von der Wiesn ein ganzjähriger Trend zum Landhausstil, der meist von einem Massenbesäufnis begleitet wird, sei es beim Starkbierfest, bei der Auer Dult oder beim Frühlingsfest.
Anscheinend ist in der neoliberalen Selbstoptimierungsgesellschaft der Exzess nur noch erlaubt, wenn er als Tradition behauptet wird. Dazu passt der Heimatsound als ethnopluralistische, identitäre Abkehr von kosmopolitischer Popkultur und Hinwendung zu einer Selbstindigenisierung, ein popkulturell geschulter Zwilling des volkstümlichen Schlagers.
Dabei hat jeder Ort und jede Zeit eigene Sounds, die Dokumente ohne Heimattümelei sind.
In unregelmäßigen Abständen werden hier diese Sounds zu neuen Tracks gegossen, um die Verortung Münchens in Raum und Zeit hörbar zu machen, abseits von allem Heimat-Kitsch.
Zu den einzelnen Tracks: Siehe die Infos dort.
Danke an Institut für Leistungsabfall und Kontemplation für die Idee zum Album, an Didi Neidhart und Frank Apunkt Schneider für den Begriff "Selbstindigenisierung".
Coverbild: Die Münchner Feldherrnhalle nach der Besetzung der Stadt durch amerikanische Truppen
